KnasterKOPF
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Band 2 / 1990

Band 1 / 1989


KnasterKOPF 20/2009

Inhalt

Rüdiger Articus/Ralf Kluttig-Altmann
Bericht über die 21. Tagung des "Arbeitskreises Tonpfeifen" vom 26. bis 28. April 2007 in Gouda/NL

Ralf Kluttig-Altmann
Bericht über die 22. Tagung des "Arbeitskreises Tonpfeifen" vom 25. bis 27. April 2008 in Forst/Lausitz

Felix van Tienhoven
Metallpfeifen - eine Objektgruppe mit zahlreichen Fragen und wenigen Antworten

Andreas Heege
"Pipe de fer et de letton" - Tabakpfeifen aus Eisen und Buntmetall. Zum Stand der Forschung in der Schweiz

Rüdiger Articus
Stählerne Pfeifen und Pfeifenschmiede

Hans-Jürgen Knoch/Carsten Spindler
Eine Buntmetallpfeife aus dem Forstenrieder Park bei München

Erki Russow/Sirje Pallo
Metallpfeifen in Estland

Mjöll Snæsdóttir/Sigríður Þorgeirsdóttir
Eine Metallpfeife aus dem Bischofssitz Skálholt, Island

Karin Kühtreiber
Auf den ersten Blick einer Metallpfeife ähnlich - der Bodenfund einer Boraxbüchse aus Wien

Wolfgang Cremer
Tabak, Opium und Silberpfeifen im Goldenen Dreieck

Ralf Kluttig-Altmann/Martin Vyšohlíd/Jaromír Žegklitz
Internationale Terminologie der Tonpfeifenforschung. Teil VI: Tschechisch-Deutsch

Michaela Hermann
Tonpfeifenfunde vom Jakobsplatz in Augsburg. Oranier-Pfeifen in Bayern

Jörg Ansorge
Eine Tabakspfeife aus sächsischem Serpentinstein - ein Fund aus der Hansestadt Stralsund

Wolfgang Cremer
Tabakpfeife oder Tabakspfeife? Anmerkungen zum Fugen-s bei Tabak-Komposita

Ruud Stam
Tonpfeifenexport aus dem Westerwald über holländische Häfen im 19. Jahrhundert

Ruud Stam
Hat die Philosophie die wirtschaftliche Entwicklung der Pfeifenmacher in Gouda im 19. Jahrhundert beeinflusst?

Ralf Kluttig-Altmann
Rauchzeichen über Kamenz - die Tonpfeifen der Türmer zu St. Marien

Michaela Hermann
Zufallsfund im Magazin: ein grün glasierter Pfeifenkopf von St. Gallus in Augsburg

Ralf Kluttig-Altmann
Die Firma Pöschl Tabak - Unternehmer mit Geschichtssinn

 


Titelbild Band 19

 

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Felix van Tienhoven
Metallpfeifen - eine Objektgruppe mit zahlreichen Fragen und wenigen Antworten

Die Erforschung von Metallpfeifen befindet sich immer noch im Anfangsstadium. Viele Stücke liegen unbeachtet in Museumsdepots und Privatsammlungen, und auch die wenigen archäologischen Funde sind noch weitgehend unbearbeitet. Der vorliegende Beitrag bietet einen ersten komprimierten Überblick über Metallpfeifen aus zahlreichen europäischen Ländern sowie aus dem Fernen Osten. Die vorgestellten Metallpfeifen wurden aufgrund formaler Vergleiche anhand der gut erforschten Tonpfeifentypologie datiert und bestimmt, wobei die Herkunft von Metallpfeifen ist noch weitgehend unbekannt ist. Zukünftige Forschungen zu Metallpfeifen, nicht zuletzt aus datierten archäologischen Befunden, können diese Lücke vielleicht schließen.


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Abb. 2: Zinnpfeife, Fundort Rotterdam, dat. etwa 1610. Privatsammlung.
 
 

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Abb. 20: Bronzepfeife ottomanischen Typs (oben) und ein mögliches keramisches Vorbild, dat. um 1840/1860, Herkunft unbekannt. Privatsammlung.
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Andreas Heege
"Pipe de fer et de letton" - Tabakpfeifen aus Eisen und Buntmetall. Zum Stand der Forschung in der Schweiz

Aufgrund von meist unzureichend stratifizierten Pfeifenfunden an urgeschichtlichen oder römischen Siedlungen gab es in der Schweiz zwischen 1840/1850 und 1914/1915 eine wissenschaftliche Auseinandersetzung um die Frage, seit wann der prähistorische Mensch geraucht hat. Die keltische bzw. römische Datierung von Bodenfund-Pfeifen führte jedoch dazu, dass sie in private und museale Sammlungen übernommen wurden. Als dann um die Jahrhundertwende die neuzeitliche Datierung feststand, stellten sie keine sammelnswerten prähistorischen Artefakte mehr dar.
A. Heege legt eine umfassende Aufarbeitung der Eisen- und Buntmetallpfeifen aus schweizerischen Sammlungsbestände der Museen und Kantonsarchäologien vor, ergänzt mit den wenigen vorliegenden Neufunden, auch aus stratifizierten und absolut datierten Befunden. Die mehr als hundert Pfeifen aus der Zeit von 1650-1750 gliedert der Autor in sieben Typengruppen. Möglicherweise wurden die Pfeifen im Schweizer Jura hergestellt, eine Theorie, die allerdings verifiziert werden muss. Um die Mitte des 18. Jh. endet die Produktion allmählich.

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Abb. 2: Burkhard Reber (1848-1926), Apotheker in Genf, archäologischer Autodidakt und Sammler.
Einer der größten Verfechter des Rauchens in der Antike.


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Abb. 17: Metallpfeifen in den "Recueil d'antiquités Suisses" von Gustav von Bonstetten 1867 veröffentlicht. Die erste zusammenfassende Veröffentlichung in der Schweiz zum Thema.

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Abb. 31: Die Pfeifen der Sammlung Reber. Sie befinden sich heute im Museum für Kunst und Geschichte Genf. 1 Coulmier-le-Sec (Dep. Cote-d'Or/F) (Gipskopie). 2 Rolle. 3 Morges. 4 und 5 Martigny. 6 Versoix. 7 Genf, Pâquis. 8 Auvernier.
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Rüdiger Articus
Stählerne Pfeifen und Pfeifenschmiede

Im 19. Jh. tauchen Metallpfeifen in der Schweiz, in Südwestdeutschland und in Frankreich vermehrt als Bodenfunde auf. Erstmals erfasst von dem Schweizer Apotheker Burkhard Reber und anderen Zeitgenossen, wurden diese Pfeifen fälschlich als keltisch oder römisch angesehen. Pfeifen aus Metall gibt es zwar weltweit, und die ältesten Stücke stammen bereits vom Ende des 16. Jh., dennoch sind sie in Sammlungskatalogen, Museen und auf Auktionen eher selten. Ein Großteil von in Sammlungen aufbewahrten, teilweise sehr fantasievoll gestalteten Metallpfeifen dürfte im 19. Jahrhundert entstanden sein.
In der technologischen Literatur dieser Zeit werden Metallpfeifen allerdings nur ausnahmsweise erwähnt, wie z. B. in zwei Schriften des Tübinger Professors Johann Heinrich Moritz von Poppe. Eine umfangreiche Metallpfeifenproduktion ist aus England bekannt, gesichert ist auch die Herstellung im schwedischen Jämtland.


Abb. 1: Chinesische Tabakspfeife aus Silber. Japanische Silberpfeife. Japanische Messingpfeife mit Rohr aus Bambus.
Ehemals Sammlung Reemstma, Hamburg.
 

 

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Abb. 5: Metallpfeifen schwedischer Provenienz. Sammlung A. Åkerhagen.

 

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Hans-Jürgen Knoch/Carsten Spindler
Eine Buntmetallpfeife aus dem Forstenrieder Park bei München

Vor einiger Zeit wurde im Forstenrieder Park bei München eine Buntmetallpfeife gefunden. Das Stück hat formal große Ähnlichkeit mit Tonpfeifen und kann stilistisch wohl ins frühe 18. Jh. datiert werden. Anhand des Stücks stellen die Autoren grundsätzliche Überlegungen zur Herstellungstechnik solcher Pfeifen an.



Abb. 2: Tabakspfeife aus Buntmetall aus dem Forstenrieder Park bei München. L 140 mm.
 

 

 

 

 

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Abb. 2: Metallpfeife vom Tallinner Domberg/Domkirche. H 50 mm.

 

Erki Russow/Sirje Pallo
Metallpfeifen in Estland

Untersuchungen zu Metallpfeifen aus Estland stehen noch ganz am Anfang. Erstmals werden hier vier sehr unterschiedlich gestaltete Metallpfeifen vorgestellt, davon drei Bodenfunde, die in den Sammlungen des Estnischen Nationalmuseums in Tartu (Dorpat) und des Estnischen Historischen Museums Tallinn aufbewahrt werden.



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Abb. 5: Metallpfeife mit unbekanntem Fundort. Kollektion Aleksander Põrk. L (gesamt) 200 mm.
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Mjöll Snæsdóttir/Sigríður Þorgeirsdóttir
Eine Metallpfeife aus dem Bischofssitz Skálholt, Island

Im südisländischen Bischofssitz Skálholt wurde 2006 in einem als Küche interpretierten Gebäudeteil (dat. 1. H. des 18. Jh.) eine Eisenpfeife mit einem dekorativem Stielbeschlag aus Zinn gefunden. Die Kopfform ähnelt der englischer Pfeifen aus der Zeit von 1680-1710, und es ist gut möglich, dass diese Metallpfeife ebenfalls aus England stammt.




Abb.: Metallpfeife aus Skálholt, Island.
L (Stiel) 173 mm. 
 
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Abb. 7: Auf- und Grundriss einer Boraxbüchse, aus der technischen Enzyklopädie des Johann Joseph Prechtl (19. Jahrhundert).
 
Karin Kühtreiber
Auf den ersten Blick einer Metallpfeife ähnlich - der Bodenfund einer Boraxbüchse aus Wien

Bei den Grabungen im Bereich der Stallburg in Wien wurde aus einer spätmittelalterlichen Latrinenverfüllung ein Gegenstand geborgen, der auf den ersten Blick einer Metallpfeife ähnelt. Tatsächlich handelt es sich um eine sog. Boraxbüchse. Diese kleinen Behältnisse bestehen aus einem zylindrischem oder leicht konischem Gefäßkörper sowie einer langschmalen, an der Oberseite gezackten Ausgussröhre und wurden zur Aufbewahrung und Handhabung von Borax, Zinnasche oder anderen Essenzen verwendet, wo eine feine Dosierung in geringen Mengen notwendig war.
Borax ist ein Flussmittel, das beim Goldschmieden für Lötarbeiten verwendet wird, und er dürfte vorzugsweise mit diesen Büchsen gehandhabt worden sein. Boraxbüchsen sind ab dem 15. Jh. auf Bildquellen in Zusammenhang mit Goldschmiedearbeiten fassbar, ab dem 16. Jh. auch schriftlich überliefert und werden noch im 19. Jh. in technischen Enzyklopädien beschrieben. Darüber hinaus ist ihre Verwendung als medizinisch-chirurgisches Instrument bei der Reinigung von Wunden überliefert.

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Abb. 2: Wien 1, Stallburg, Boraxbüchse aus einer Latrinenverfüllung (vor Mitte des 16. Jh.), verschiedene Ansichten.
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Wolfgang Cremer
Tabak, Opium und Silberpfeifen im Goldenen Dreieck

Bergvölker im Norden Thailands, dem sogenannten "Goldenen Dreieck", bauen neben Nahrungspflanzen auch Tabak und in großen Mengen Schlafmohn (Papaver somniferum) an. Während der Tabak meistens dem Eigenbedarf dient und in Pfeifen geraucht wird, ist das aus Schlafmohn gewonnene Opium eine Handelsware, mit der chinesische Geschäftsleute in Bangkok, Singapur und Hongkong große Gewinne machen.
Silber spielt im Kunsthandwerk der Bergvölker eine bedeutende Rolle, besonders als Schmuck. Neben Holz- und Bambuspfeifen werden von ihnen aber auch Silberpfeifen und Tabakdosen aus Silber geschätzt, wobei nicht immer klar ist, ob sie diese selbst herstellen oder von den Shan im Nordosten Birmas (Myanmars) erwerben. Diese Silber-Tabacologica sind bei einigen Bergvölkern Prestigeobjekte und werden bei besonderen Anlässen eingesetzt. So benutzen sie zum Beispiel die jungen Männer der Akha bei der Brautwerbung.

 



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Abb. 1: Drei Tabakpfeifen der Karen (links oben), darunter eine silberummantelte Holzpfeife der Lawa, weitere Silberpfeifen von den Akha sowie anderen Bergstämmen. Rechts oben vier Tabak- und Beteldosen der Shan aus Silber.
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Ralf Kluttig-Altmann/Martin Vyšohlíd/Jaromír Žegklitz
Internationale Terminologie der Tonpfeifenforschung
Teil VI: Tschechisch-Deutsch


Die Arbeit mit fremdsprachiger Literatur gewinnt aufgrund überregionaler Verflechtungen und einer immer stärker international ausgerichteten Tonpfeifenforschung laufend an Bedeutung. Wir setzen deshalb die Reihe unserer Terminologien mit Teil VI: Tschechisch-Deutsch fort. In Tschechien nahm die Mittelalter- und Neuzeitarchäologie in jüngster Zeit weiter an Beachtung zu, und die Zusammenarbeit zwischen tschechischen und deutschen Kollegen innerhalb der Tonpfeifenforschung ist ebenfalls erfreulich enger geworden. Die Liste ist bewusst ausführlich gestaltet und enthält viele Begriffe, die auch in der allgemeinen Keramikforschung Verwendung finden.

 

 

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Michaela Hermann
Tonpfeifenfunde vom Jakobsplatz in Augsburg. Oranier-Pfeifen in Bayern

Erstmals für die ehemalige Reichsstadt Augsburg wird ein größerer zusammenhängender Fund von Tabakspfeifen aus einer Ausgrabung vorgelegt. Besonders die Reliefpfeifen mit den Porträts von Mitgliedern des niederländischen Fürstenhauses Oranien, die außerhalb der Niederlande selten vorkommen, sind ein bisher singulärer Fund in Bayern, und es wird daher der Frage nachgegangen, weshalb diese teuren Rauchutensilien ausgerechnet in der Augsburger Jakobervorstadt, einem etwas ärmeren Stadtviertel, auftauchen. Möglicherweise handelt es sich um die Hinterlassenschaft eines (Klein-)Händlers.
Der aus über 800 Fragmenten bestehende Fund datiert relativ einheitlich ins letzte Drittel des 18. und an den Beginn des 19. Jahrhunderts. Insgesamt ist eine Dominanz Goudaer Produkte festzustellen, und darunter haben wiederum die Pfeifen aus der Werkstatt des "Pfeifengiganten" Frans Verzijl den größten Anteil. Aus seiner Werkstatt stammen auch die oben erwähnten Reliefpfeifen. Aber auch der zunehmende Import aus dem Westerwald lässt sich, vor allem anhand eindeutiger Stieltexte, nachweisen. In manchen Fällen ist es schwierig, niederländische Originale und Nachahmungen (aus dem Westerwald?) sicher zu unterscheiden. Die Funde werden in einem ausführlichen Katalog und mit Objektzeichnungen vorgestellt.



Abb. 3: Augsburg, Jakobsplatz. Reliefpfeife mit dem Porträt von Caroline von Oranien-Nassau-Dietz, 1760-1765. Gouda. M. 1:1, Marken und Stieltext M. 2:1.
 

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Abb. 2: Augsburg, Jakobsplatz. 1 u. 2 Reliefpfeifen mit Porträts von Mitgliedern des Hauses Oranien.
4 Reliefpfeife mit dem Wappen des Königreichs Preußen. 2. H. 18. Jh. Gouda. M. 1:1.
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Abb.: Hansestadt Stralsund, Kleinschmiedstrasse 9. Serpentinsteinpfeife, 2. H. 18. Jh. H 49,3 mm.
 

Jörg Ansorge
Eine Tabakspfeife aus sächsischem Serpentinstein - ein Fund aus der Hansestadt Stralsund

Die gewerbliche Nutzung von Serpentinstein zur Produktion von Gefäßen aller Art hat im Erzgebirge eine jahrhundertealte Tradition. Über die Herstellung von Tabakpfeifen aus Serpentin im 18. Jh. gibt es spätere Berichte. Im Jahr 2007 kam nun erstmals ein gut erhaltener Gesteckpfeifenkopf aus dunkelgrünem, polierten Zöblitzer Granatserpentinit bei Ausgrabungen in Stralsund zutage. Formale Vorbilder waren Porzellan-Pfeifenköpfe, wie sie bis in die 1760er-Jahre von vielen deutschen Porzellanmanufakturen gefertigt wurden. Obwohl sicherlich einige tausend Tabakpfeifen aus Serpentin gefertigt wurden, sind sie in der musealen und archäologischen Überlieferung äußerst selten.

 

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Wolfgang Cremer
Tabakpfeife oder Tabakspfeife? Anmerkungen zum Fugen-s bei Tabak-Komposita

Zusammensetzungen mit "Tabak" als Bestimmungswort, wie zum Beispiel "Tabak(s)pfeife" oder "Tabak(s)dose", werden in der Literatur mal ohne, mal mit sogenanntem Fugen-s geschrieben. Das gilt auch für viele andere Komposita, wie zum Beispiel "Schaden(s)ersatz" oder "Einkommen(s)steuer". Eindeutige Regeln zu formulieren, ist nicht möglich, weshalb unter anderem auch der Duden feststellt, dass bei einer großen Zahl von Komposita der Gebrauch des Fugen-s schwankt, "ohne dass sich eine allgemeine Bildungsregel angeben ließe". In vielen Wörterbüchern und Grammatiken werden jedoch einige allgemeine Anhaltspunkte für die Praxis formuliert, die man aber nicht als verbindliche Regel verstehen darf.

 

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Ruud Stam
Tonpfeifenexport aus dem Westerwald über holländische Häfen im 19. Jahrhundert

Im Jahr 1822 verboten die Niederlande die Durchfuhr von Tonpfeifen, was vor allem die Westerwälder Hersteller empfindlich traf. Erst 1845 kommt der Export über holländische Häfen wieder in Gang. Bis zum Jahr 1871 liegen detaillierte Exportstatistiken vor, die jedoch genau untersucht werden müssen, da in die Zahlen teilweise auch andere Exporte mit eingeflossen sind. Neben dem Hauptabsatzgebiet Nordamerika und dem wichtigen Markt in Skandinavien versuchten die Westerwälder Pfeifenhersteller in der ganzen Welt Fuß zu fassen, wobei sie stets mit niederländischen, vornehmlich Goudaer Herstellern, konkurrierten, die zu jeder Zeit einen größeren Anteil am Export behaupten konnten. Die Westerwälder Pfeifenhersteller versuchten, sich ihren Marktanteil über die niedrigeren Preise zu sichern.

 

 

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Ruud Stam
Hat die Philosophie die wirtschaftliche Entwicklung der Pfeifenmacher in Gouda im 19. Jahrhundert beeinflusst?

Angeregt von einer Aussage Schopenhauers, nach der die Wirklichkeit unsere eigene Konstruktion ist, geht der Autor der Frage nach, ob bzw. inwieweit die Veränderung des Denkens im 19. Jh., das auch eine andere ökonomische Vorstellung ermöglichte, die Pfeifenmacher in Gouda beeinflusst hat. Dort verschlechterte sich nach dem Abzug der französischen Truppen 1813 die wirtschaftliche Lage stetig, jedoch waren die Goudaer Pfeifenhersteller zunächst zu keiner Innovation fähig. Der Wendepunkt war das Jahr 1855, als sie in einer Versammlung die Notwendigkeit einer Änderung ihrer Produktionsstrategie erkannten. Nun wurden die Pfeifenmodelle an die Wünschen der Kunden angepasst, die die neuen modernen Pfeifen nach französischem Vorbild bevorzugten. Dieses Umdenken führte in der zweiten Jahrhunderthälfte noch einmal zu einer wirtschaftlichen Blüte, in der vor allem größere Betriebe wie Goedewaagen oder G. C. van der Want entstanden.

 



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Abb. Ausgewählte Pfeifenmodelle der Firma Goedewaagen aus den Jahren 1860-1900.


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Abb. 3: Marienkirche zu Kamenz. Tonpfeifen des 18./19. Jh.
 

Ralf Kluttig-Altmann
Rauchzeichen über Kamenz - die Tonpfeifen der Türmer zu St. Marien

Bei der im Jahr 2004 durchgeführten Sanierung der Marienkirche zu Kamenz in der Oberlausitz traf man im Turm der Kirche auf eine 4,60 m mächtige Abfallschicht, die dort seit ca. 600 Jahren angewachsen war. Eine Stratigrafie war allerdings nicht vorhanden. Fast unscheinbar im Verhältnis zu den großen Mengen an Keramik nehmen sich die 19 Pfeifenköpfe und acht Pfeifenstiele im Fundmaterial aus. Sie datieren von der Mitte des 17. bis ins frühe 19. Jh.
Neben einigen Pfeifen aus Gouda scheint es sich vor allem um Pfeifen aus regionaler Herstellung zu handeln, für die es eine Reihe archivalischer Belege gibt.
Aus regionaler Herstellung stammt womöglich auch eine Pfeife eines bisher unbekannten Typs: eine handgemachte Pfeife ohne Ferse mit einem gebogenen Stiel, für die hier die Bezeichnung "Langhalspfeife" vorgeschlagen wird. Ähnlichkeiten bestehen mit den vor allem in Ostsachsen und Schlesien, mittlerweile aber auch in der Schweiz und in Süddeutschland gefundenen Pfeifen des 17. Jh., bei denen Kopf und Stiel (teilweise oder ganz) ohne Model hergestellt und anschließend zusammengesetzt werden.




Abb. 7: Handgemachte Pfeife, fersenlos und mit gebogenem Stiel (Langhalspfeife),
Vorder- und Seitenansichten. Vermutlich 2. H. 17. Jh., Sachsen.
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Michaela Hermann
Zufallsfund im Magazin: ein grün glasierter Pfeifenkopf von St. Gallus in Augsburg

Nachdem er fast 50 Jahre unerkannt in einer Fundkiste schlummerte, kam durch einen Zufall der Kopf einer Gesteckpfeife wieder ans Tageslicht. Es handelt sich um einen zylindrischen, in einem Model geformten Pfeifenkopf aus grün glasierter Irdenware, für den bisher keine Parallele bekannt ist.




Abb. 1: Augsburg, Gallusplatz 7 (St. Gallus). Grün glasierter Pfeifenkopf. H 6,7 cm.
 
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Ralf Kluttig-Altmann
Die Firma Pöschl Tabak - Unternehmer mit Geschichtssinn

Im Jahr 1902 gründete Alois Pöschl sen. im niederbayerischen Landshut die "Brasiltabakfabrik A. Pöschl & Cie." und konzentrierte sich vor allem auf die Produktion von Schnupftabaken. Trotz Rückschlägen durch den 1. Weltkrieg und die Währungsreform von 1923 entwickelte sich daraus ein starkes Unternehmen. Mit großem Geschick und unternehmerischen Geist steuerten die Inhaber das Familienunternehmen durch die schwierige Nachkriegszeit. Ab den 1960er-Jahren produzierte Pöschl zunehmend Rauchtabake und expandiert bis heute aufgrund kluger Geschäftspolitik. Heute behauptet sich das konzernunabhängige Unternehmen trotz schwieriger Zeiten für Tabakkonsumenten erfolgreich auf dem Weltmarkt. Seit vielen Jahren unterstützt Pöschl Tabak in der Person von Dr. Ernst Pöschl den Arbeitskreis Tonpfeifen in vielfacher Weise und beteiligte sich nicht zuletzt erheblich an den Redaktionskosten des vorliegenden KnasterKOPF.

 



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Abb. 2: Die historische Brasiltabakfabrik um 1912.
Grafik von Eckert und Pflug, Kunstanstalt Leipzig.



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Abb. 6: Ein Arbeiter beim Einfüllen der Rohtabakmischung in die Tabakmühle
als Teil der traditionellen Schmalzlerherstellung bei Pöschl Tabak (um 1965).
 
- daneben weitere redaktionelle Beiträge, Rezensionen, Bibliografie neu erschienener Literatur etc. -

 

 

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Letzte Aktualisierung: 28.11.2013
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