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Bericht über die 21. Tagung des Arbeitskreises Tonpfeifen vom 26. bis 28. April 2007 in Gouda/NL

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Rüdiger Articus

Das 21. Treffen des Arbeitskreises Tonpfeifen fand vom 26. bis 28. April 2007 auf Einladung von Ruud Stam vom Pijpelogische Kring Nederland und vom MuseumgoudA, vertreten durch Ewoud Mijnlieff, in den Räumen des MuseumgoudA statt. 40 Teilnehmer aus den Niederlanden, Großbritannien, der Schweiz, Schweden, Tschechien und Deutschland waren in das ehemalige Zentrum europäischer Tonpfeifenproduktion gekommen. Im Museum wurde aus Anlass der Tagung eine kleine Ausstellung mit einigen besonderen Exponaten zum Goudaer Pfeifenmacherhandwerk und der dortigen Pfeifenmachergilde präsentiert, die aus der Sammlung des geschlossenen Museums "de Moriaan" stammen, das derzeit zum nationalen pharmazeutischen Museum umgebaut wird.
Beim Vortragsprogramm standen Tonpfeifenfunde in den Niederlanden und die Bedeutung der Niederlande für das europäische Pfeifenmacherhandwerk, Produktionsorte und Pfeifenfunde in Deutschland wie aus der Schweiz und aus Prag im Mittelpunkt. Darüber hinaus wurden die Geschichte des Tabaks und der Tabakanbau behandelt. Zur Einführung sprach Ewoud Mijnlieff vom MuseumgoudA über die Geschichte und die Zukunft der Museen und Sammlungen in Gouda. 1874 kam es zur Gründung eines städtischen Museums am Markt, in dem neben kulturhistorischen Objekten auch das einheimische Pfeifenmachergewerbe mit einigen wenigen Produkten und Zunftaltertümern vertreten war. 1938 entstand das Museum "de Moorian" mit Ausstellungen zu Keramik, Fayencen, Fliesen und Objekten des Pfeifenmacherhandwerks unter dem Konservator G. C. Helbers, der zusammen mit D. A. Goedewaagen mit dem Standardwerk zum Goudaer Pfeifenmachergewerbe bekannt worden ist. 1947 wurde das MuseumgoudA als Hauptmuseum eröffnet, in dem es in den 80er- und 90er-Jahren einige Ausstellungen zum Thema gab, und in das nun das Museum "de Moorian" eingegliedert wird. Ab 2008 wird hier eine neue Ausstellung über das Gewerbe der Goudaer Tonpfeifenmacher zu sehen sein.

Stadtansicht
 

Der erste Fachvortrag von Jan van Oostveen, Tiel/Niederlande, hatte Funde von Pfeifen deutscher Herkunft in den Niederlanden zum Inhalt. Die auf den ersten Blick überraschend anmutende Einfuhr von deutschen Tonpfeifen in das europäische Hauptproduktionsland von Tonpfeifen begann um die Mitte des 18. und setzte sich bis in das 19. Jahrhundert fort. Bislang sind Produkte aus vier deutschen Produktionszentren bekannt: Wanfried, Hildesheim, Grünstadt und dem Westerwald. Aufgrund der Bodenfunde ist anzunehmen, dass die deutschen Tonpfeifen über den Rhein in die Niederlande transportiert worden sind und weiter über die Ijssel in den Nordseeküstenbereich. Die Einfuhr der billigeren deutschen Pfeifen versuchten die Ämter von Overijssel zum Schutz der eigenen Pfeifenhersteller durch Zölle zu verhindern.
Die weitaus wichtigste deutsche Region, in der Pfeifen für den niederländischen Markt produziert worden sind, war das Kannenbäckerland im Westerwald. Tonpfeifen aus diesen Produktionsstätten, die die Qualitätspfeifen aus Gouda als Vorbild hatten, werden immer wieder im Osten der Niederlande, von Groningen bis Maastricht, gefunden. Neben den Tonpfeifen wurden im Osten der Niederlande im 19. Jahrhundert auch Porzellanpfeifen aus deutscher Produktion geraucht. An den Vortrag schloss sich eine kontroverse Diskussion über die Gründe für das Vorkommen deutscher Pfeifen in den Niederlanden an, besonders darüber, ob die Pfeifenfunde Niederschlag eines zielgerichteten Exportes oder eines kulturellen Austausches sind.
Über Tonpfeifenproduktion und -handel in Deutschland gab Ralf Kluttig-Altmann, Leipzig, einen zusammenfassenden Überblick. Der Beginn der Tonpfeifenproduktion in Deutschland hat vor/um 1650 in verschiedenen Regionen stattgefunden. Gerade die Frühzeit ist ein Forschungsgebiet, welches in den letzten Jahren unerwartete Ergebnisse erbrachte und sicherlich auch in nächster Zeit neue Sichtweisen erlauben wird. Es gibt sowohl von Holland inspirierte Produktionen als auch davon unabhängige, technologisch eigenständige Wege. Nach 1650 bildeten sich erste Zentren mit größeren Absatzgebieten, die sich jedoch bis um 1700 meist wieder auflösen (Mannheim, Bayern). Im 18. Jahrhundert entstand im Westerwald die wichtigste deutsche Produktionsregion; daneben gab es ca. 200 Produktionsorte mit quantitativ und zeitlich eng begrenzter Tätigkeit (bes. Thüringen, Sachsen). Insgesamt sind bis heute rund 300 Produktionsorte bekannt, wobei immer noch neue Nachweise dafür und auch immer mehr Belege für das Doppelhandwerk Töpfer/Tonpfeifenmacher hinzukommen. Die Einfuhr von Tonpfeifen aus den Niederlanden, besonders Gouda, hat in deutschen Regionen immer eine Rolle gespielt, auch wenn der Umfang - vor allem im 18./19. Jahrhundert - weitaus kleiner war als bisher angenommen.

Treffen


Über den Zwischenhandel mit Tonpfeifen, der für deren Verbreitung von eminenter Bedeutung war, referierte Ruud Stam, Leiden/Niederlande. Dabei wurden Fragen der Organisation des Pfeifenhandels, der Markentreue bei Händlern und Konsumenten und des Eigenhandels der Pfeifenmacher angeschnitten. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts haben die Pfeifenmacher selber noch Handel getrieben. Anfangs fand der Vertrieb von Pfeifen im Haus des Pfeifenmachers statt, meist nur für den örtlichen Markt. Werkstatt und Laden befanden sich im Wohnhaus. Später aber wurden Pfeifen über einen holländischen Zwischenhändler exportiert. Die Bedeutung der Markentreue für den Handel konnte der Referent anhand von Pfeifenfunden bei Weimar und in Erfurt belegen. Die Mehrzahl der dort gefunden Pfeifen stammt aus Gouda zwischen 1720 und 1820 und ist von hoher Qualität. Aus der Tatsache, dass die dort belegten Marken über diesen Zeitraum jeweils mehreren Pfeifenmachern als Markeneignern zugeschrieben werden können, darf der Schluss gezogen werden, dass der Export von Pfeifen in ein bestimmtes Gebiet nicht an die Lebensdauer eines Pfeifenmachers gebunden war. Das deutet nicht nur bei den Kunden, sondern auch bei den Händlern auf Markentreue hin.
Erste Überlegungen über holländische und andere Einflüsse auf die Tonpfeifenproduktion in Bayern stellte Natascha Mehler, Ingolstadt, in ihrem Beitrag an. Funde von holländischen Tonpfeifen sind zumindest im 17. und frühen 18. Jahrhundert in Bayern sehr selten. Eine leichte Zunahme der Tonpfeifenimporte aus Holland ist erst im Laufe des 18. Jahrhunderts zu verzeichnen. Soweit identifizierbar handelt es sich um Produkte aus Gouda und Amsterdam. Die wenigen Funde stammen überwiegend aus freien Reichsstädten wie Augsburg, die sich nicht dem kurfürstlichen bayerischen Tabakmonopol unterwerfen mussten.
Auch in Bayern wird das niederländische Tonpfeifengewerbe technologisches Vorbild gewesen sein, was man an den zweischaligen Modeln und dem Produktionsablauf sehen kann. Auch bei den Pfeifenformen lieferten die Niederländer die Inspiration. So waren die sogenannten Jonaspfeifen Vorbilder für einheimische Pfeifen, wobei aber eine ganz eigenständige Formensprache gefunden wurde, was auch bei den floralen Dekoren beobachtet werden kann. Zusätzlich zu den klassischen Tonpfeifen scheint bereits im 17. Jahrhundert eine Produktion von Gesteckpfeifen des östlichen Typus einzusetzen, die einen ganz anderen Typ von Rauchutensilien und eine von Holland unabhängige Entwicklung repräsentieren.
Ganz neue Erkenntnisse zur Tonpfeifenherstellung in der thüringischen Stadt Altenburg präsentierten Marita Pesenecker, Grimma, und Bernd Standke, Freiberg. 1995 fand eine archäologische Untersuchung in der Pauritzer Straße 25/26 in Altenburg statt. Dabei kam eine umfangreiche Menge an Tonpfeifenbruch zutage. Die Analyse der Tonpfeifenreste und des ebenfalls geborgenen Rohtones ergab eine fast vollkommene Übereinstimmung beider Materialgruppen. In den Altenburger Unterlagen konnte als früheste Erwähnung eines Tonpfeifenmachers ein Jacob Laspe für das Jahr 1714 namhaft gemacht werden, dessen Herkunft und die seines Bruders aus Waldenburg in Hannoversch Münden zu suchen ist. Sein jüngster Sohn Johann Salomon produzierte nach 1773 in der Pauritzer Gasse 26, aus der das vorliegende Fundmaterial stammt. 1819 endete die Produktion hier durch den Konkurs Christian Friedrich Laspes, Johann Salomons Sohn. Die Laspe'sche Tonpfeifenfabrik existierte dann mit dem Fortzug von Christian Friedrichs aus Altenburg in Fürstenhayn bei Dresden weiter, wo sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Produktion eingestellt hat.
Der Fundkomplex ist in die Zeit um 1800 zu datieren. Für die Herstellung der Tonpfeifen wurde die stattliche Anzahl von 46 Formen benutzt. Auch die Menge der 20 verschiedenen Fersenstempel ist beträchtlich. Aus den über 10.000 Stielbruchstücken konnten 319 Fragmente mit manuell aufgebrachten Textbändern aussortiert werden. 74 % der Aufschriften beziehen sich auf den Dresdener Produzenten Prevor/Prevot, 18 % entfallen auf Kopien Goudaer Vorbilder und die restlichen 8 % auf verschiedene Eigennamen. Zu letzteren gehören die Aufschriften "J. C. LASPE" für Johann Christian Laspe und "ALTENBURG".
Die Geschichte des Tabaks im Kanton Bern aufgrund archäologischer Funde und historischer Quellen behandelte Andreas Heege vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern/Schweiz. Auf dem Weg über Frankreich erreichen spätestens in den 1560er-Jahren Tabakblätter und Tabaksamen auch Deutschland und die Schweiz. Der Zürcher Universalgelehrte Conrad Gessner erhielt von Benedict Aretius in Bern die Abbildung einer Tabakpflanze, die dieser in seinem Garten gezogen hatte. Dies ist der bislang älteste Tabaknachweis in der Schweiz. Einem Wandbild aus Bern von 1630, auf dem ein rauchender kleiner Bär mit federgeschmücktem Barett dargestellt ist, geht ein in Zürich gedrucktes Buch von Jacob Ziegler voraus: 1616 berichtete dieser erstmals in einer schweizerischen Veröffentlichung über die medizinische Wirkung des Tabaks und das Rauchen.
Die ältesten Bodenfunde von Tabakspfeifen aus Bern belegen, dass um 1650 wohl nicht nur Tabak aus den Niederlanden, sondern zusammen mit Tonpfeifen auch aus Rheinland-Pfalz, d. h. der Region um Mannheim, Heidelberg und Frankenthal, bezogen wurde. Zwischen 1659 und 1677 werden in Bern diverse Tabakverbote erlassen. Dem Zeitgeist folgend diskutierte schon 1702 und 1705 der Kleine Rat von Bern, ob und wo die Anpflanzung von Tabak vorzunehmen sei, welche im Folgenden mit viel Eifer betrieben wurde. Die Aufhebung der Tabakverbote und der Preisrückgang aufgrund des lokalen Anbaus schlagen sich auch im archäologischen Fundgut nieder. Für das 18. und frühe 19. Jahrhundert liegen zzt. aus Bern mehr als 3000 Pfeifenfragmente vor. Alle diese Pfeifen sind importiert. In der Schweiz und in Bern gab es offensichtlich keine lokale Produktion von Fersenpfeifen aus weißem Ton. Die süddeutschen Produkte fanden nur noch geringen Absatz. Erst spät im 18. Jahrhundert und dann vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden auch Tonpfeifen aus dem Westerwald zunehmend einen Markt in Bern.
Über Tonpfeifen des 17. bis 19. Jahrhunderts im Kanton Zug referierte Eva Roth Heege von der Kantonsarchäologie Zug/Schweiz. Aufgrund von Tonpfeifenfunden lässt sich das Rauchen in Zug vom mittleren 17. bis ins 20. Jahrhundert nachweisen. Schriftlich belegt ist der Gebrauch von Tabakspfeifen schon für das Jahr 1618. Da in Zug bislang keine lokale Produktion bekannt ist, muss man davon ausgehen, dass alle Tonpfeifen vermutlich über die großen Messen importiert worden sind. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts haben Tonpfeifen aus dem kurpfälzischen oder dem süddeutsch-elsässischen Raum einen deutlichen Marktanteil. Als wesentliche Herstellungsgebiete der Tonpfeifenfunde aus dem Kanton Zug lassen sich dann einerseits die Niederlande und andererseits für das 18. Jahrhundert der Westerwald nachweisen.
Für das 19. Jahrhundert gibt es eine auffällige Fundmenge der robusten, rot gebrannten Manschettpfeifen, die aus Österreich importiert wurden. In Zug wurden bisher sieben Manschettpfeifen, Pfeifen des osmanisch-türkischen Typs, gefunden, die vermutlich alle in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts datieren. Ganz besonders ist auf einen Pfeifentyp, die sogenannten Trichterkopfpfeifen, hinzuweisen, die wohl ins späte 17. Jahrhundert zu datieren sind. Die Funde aus dem Kanton Zug bilden den größten derzeit bekannten Bestand dieses Pfeifentyps. Im Gegensatz zur traditionellen Herstellung von Tonpfeifen wurden die Trichterkopfpfeifen nicht in einem Model hergestellt. Aufgrund der bisher bekannten Verbreitung dieses Typs ist von einer regionalen Produktion in der Deutschschweiz oder in Süddeutschland auszugehen.

Denkmal


Carsten Spindler, Braunschweig, berichtete über Versuche des Tabakanbaus im eigenen Hausgarten. Da das Ziel ein leichter Zigarettentabak war, standen Virginiasorten als Hauptbestandteil im Vordergrund. Als Würztabake wurden zwei Burleysorten angebaut. Der gesamte Vorgang von der Aussaat Mitte März über die Pflanzenpflege, das Ernten, Trocknen und Fermentieren bis zum manuellen Entfernen der mittleren Blattrippe und dem Schneiden ist arbeitsintensiv, brachte aber einen durchaus wohlschmeckenden und von Zusatzstoffen freien Rauchtabak hervor. Der Gesetzgeber erlaubt in Deutschland den Anbau von Tabak und die Herstellung von Tabakwaren für den Eigenbedarf. Dieser wird im Allgemeinen auf unter 100 Tabakpflanzen angesetzt, was mehreren Kilogramm Tabak entspricht.
Jens Lipsdorf, Cottbus, stellte die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen 2006 auf dem Gelände der ehemaligen "Adler-Apotheke" in Forst bei Cottbus in der Lausitz und die dabei aufgefundenen Fragmente von Tabakspfeifen vor. Die "Adler-Apotheke" ist seit 1662 die älteste sicher nachweisbare Apotheke in Forst. Als wichtige Fundstücke der Ausgrabung dürfen die kleinen und unscheinbaren Stielfragmente von tönernen Tabakspfeifen angesehen werden. Sie sind Beleg für die weitreichenden Handelsbeziehungen und Absatzgebiete und bestätigen die beurkundeten Privilegien von Apotheken in Sachen Tabak und Tabakspfeifen. Mit den Funden aus Forst ist auch die Lausitz als Absatzgebiet von Goudaer Tonpfeifen im 18. Jahrhundert belegt.
Eine größere Fundvorlage von Tonpfeifen aus Tschechien erfolgte durch Martin Vyšohlíd, Prag. Damit konnte zum allerersten Mal ein Überblick über Formenbestand, Herkunft und zeitlichen Rahmen von Tonpfeifen in diesem Raum gegeben werden. Der erste Hinweis auf Tabak in Tschechien findet sich 1592; 1622 werden erstmals Tabakspfeifen erwähnt. Auf dem Gelände eines früheren Kasernenareals auf dem Platz der Republik an der Grenze der Prager Alt- zur Neustadt wurden bei ausgedehnten Ausgrabungen Baureste und Funde vom 12. bis zum 19. Jahrhundert freigelegt. Darunter befinden sich über 900 Fragmente von Tabakspfeifen des frühen 17. bis 19. Jahrhunderts und ein Tabaksbeutel aus dem 17. Jahrhundert. Durch die Marken und Bezeichnungen auf den Pfeifenköpfen ließen sich u. a. Pfeifen aus den Niederlanden, Polen, der Slowakei, Böhmen, Ungarn und Österreich identifizieren.
30 Fragmente gehören zu zusammengesetzten, z. T. glasierten Pfeifen mit tonnenförmigem Kopf und Rädchenmuster, wie sie ähnlich auch in Mittel- und Ostdeutschland gefunden worden sind und deren Herstellungsort noch unbekannt ist. Auffallend sind einige frühe Pfeifen mit kleinem Kopf, die mit Putten verziert sind, eine davon mit der Marke "CK". Des Weiteren spiegeln glasierte Türkenkopfpfeifen, glasierte Tschibukpfeifen ohne Marken, Pfeifen in Schuhform, Wiener Kaffeehauspfeifen und schließlich Porzellanpfeifen die ganze Bandbreite von Rauchgerätschaften über 300 Jahre in Prag wider, wobei bestimmte Pfeifenformen ganz sicher in konkretem Zusammenhang mit den unterschiedlichen Besatzungen der Kasernen stehen.
Benedict Stadler, Mannheim, stellte die Ergebnisse von neuen Ausgrabungen im dortigen Töpferviertel vor. Beim Abriss eines Hauses im Quadrat H 3.15 kam neben Abfallgruben und Latrinen ein alter Werkstattraum zutage, der möglicherweise bei einem Brand 1690 zerstört worden ist. Auf dem Fußboden fand sich eine einplanierte Schuttschicht mit Tonpfeifen. Ein großer Tonklumpen im Werkstattbereich wies auf die Tätigkeit eines Töpfers oder Pfeifenmachers hin. Unter den 2000 Funden fanden sich 20 verschiedene Typen von Pfeifen, die zur Erforschung der Geschichte der Tonpfeifenherstellung in Mannheim im 17. Jahrhundert neue Erkenntnisse versprechen. Drei Pfeifenmacher sind archivalisch für das Grundstück nachgewiesen. Neben der Aufschrift "Mannheim 1684" findet sich auf den Pfeifen der Name des Mannheimer Pfeifenmachers "Hans Henrich", der erstmals archäologisch nachgewiesen ist. Möglicherweise war er Angestellter des auf dem Grundstück nachgewiesenen Pfeifenmachers Hans Güttmann. Aus der Zeit nach 1689 sind keine Pfeifenmacher mehr auf dem Grundstück belegt. Mit den neuen Funden wird die Kenntnis über die seit 1650 in Mannheim archäologisch belegte Tonpfeifenproduktion erheblich erweitert.
Die Exkursion zur Tagung führte am 28. April zur einzigen Schnupftabakmühle der Niederlande nach Kralingen bei Rotterdam. Die Kralinger Holländerwindmühlen "De Ster" und "De Lelie" fabrizierten zwischen 1803 und 1962 Schnupftabak und wurden auch als Gewürzmühlen genutzt. Auf Privatinitiative wurden die Mühlen erhalten und seit 1996 museal genutzt, um dieses alte Gewerbe wieder für ein breites Publikum sichtbar zu machen. Den Teilnehmern wurde durch ein Mitglied des Mühlenvereins die Geschichte der Mühlen und der Schnupftabakfabrikation nahegebracht. Es schloss sich ein Gang durch die Mühle "De Lelie" an.
Über Arbeit und Vorhaben des Arbeitskreises berichteten N. Mehler und R. Kluttig-Altmann. Letzterer erklärte sich bereit, weiterhin die Leitung des Arbeitskreises zu übernehmen. Die Nutzung des Internetforums in Form von Gästemeldungen, Fundvorstellungen und Diskussionen ist in letzter Zeit angestiegen. Es wurde die Mitteilung gemacht, dass alle Pfeifenfunde aus Thüringen für eine Magisterarbeit oder als Dissertationsthema zur Verfügung stehen. Solche regionalen übergreifenden Darstellungen sollen zukünftig vermehrt angegangen werden.
Die Zeitschrift KnasterKOPF, für die sich ein neuer Verleger in Sachsen gefunden hat, wird sich in der neuen Ausgabe als Hauptthema auf ca. 150 Seiten den "Tonpfeifen als Grabfund" widmen. Als Erscheinungsdatum ist Ende 2007 vorgesehen. Es ist geplant, den KnasterKOPF zukünftig alle zwei Jahre erscheinen zu lassen. Ein neues Register für die Bände 11 bis 20 ist angedacht, wofür ein Redaktionsteam gebildet werden soll. Das Thema für den Band 20 wird "Metallpfeifen" sein. Die nächste Tagung des Arbeitskreises wird vom 25. bis 27. April 2008 in Forst bei Cottbus stattfinden.
Der Dank aller Teilnehmer für die gute Organisation und Durchführung der Tagung ging an Ruud Stam und die Veranstalter vom MuseumgoudA.


Hamburg, im Oktober 2007


 

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Letzte Aktualisierung: 28.11.2013
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