Jörg Ansorge Tabakspfeifen gehörten anscheinend bereits seit
dem Aufkommen des Tabakrauchens in Mitteleuropa zu den sehr persönlichen
Gegenständen, die Toten mitunter belassen oder mitgegeben wurden.
Dieser Brauch hielt sich in einigen Gegenden bis in das frühe 20.
Jahrhundert. Auch wenn archäologische Funde von Tabakspfeifen in
Grabzusammenhängen nicht gerade häufig sind, können aus
Vorpommern zwei Beispiele angeführt werden, wo im Dreißigjährigen
Krieg verstorbenen Soldaten ihre Tabakspfeifen mit ins Grab gegeben wurden.
Eine um 1650 in den Niederlanden hergestellte Pfeife ohne Fersenmarke
ist bei einer Körperbestattung auf freiem Felde, ca. 4 km westlich
von Wolgast, gefunden worden. Im Gebiss des Toten war links der Schneidezähne
ein deutlicher Kanal durch den regelmäßigen Gebrauch von Tonpfeifen
eingeschliffen. Offensichtlich handelte es sich um einen Soldaten aus
der Spätzeit des Dreißigjährigen Krieges.
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Abb. 1: Breunsdorf. Grab 731 während der Ausgrabung.
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Abb. 2: Breunsdorf. Grab 1161 während der Ausgrabung.
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Natascha Mehler Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten in Bayern mehrere
neuzeitliche Friedhöfe archäologisch untersucht wurden, ist
der Publikationsstand alles andere als zufriedenstellend. Daher sind die
in diesem Beitrag zusammengestellten Befunde als vorläufige Bestandsaufnahme
von Gräbern mit Tonpfeifenbeigaben zu verstehen.
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Heinz Gruber
Bei einer 2005 durchgeführten Rettungsgrabung in
dem barocken Friedhof von Gallspach wurden unter anderem zwei Tonpfeifen
geborgen. Es handelt sich um eine Fersenpfeife mit Punktrosette süddeutsch-österreichischer
Provenienz aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, die im Grab
eines 51- bis 70-jährigen Mannes gefunden wurde. Die Position der
Pfeife legt nahe, dass man sie bei der Bestattung in der Kleidung des
Toten übersah und nicht intentionell mitgab. Weiterhin handelt es
sich um eine Gesteckpfeife in Form eines blau glasierten Türkenkopfes,
die aus der Verfüllung eines weiteren Grabes stammt und vermutlich
an das Ende des 17. oder das beginnende 18. Jahrhundert zu datieren ist.
Dieser Typ tritt verstärkt im Zusammenhang mit Garnisionssoldaten
auf.
Farbabb. 4: Gallspach, Oberösterreich, Streufund aus einer Grabverfüllung. Gesteckpfeife in Form eines Türkenkopfes, blau glasiert. |
VergrößerungAbb. 3: Gallspach, Oberösterreich, Grab 146. Umzeichnung der Fersenpfeife.
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Christian Meyer Der langjährige Gebrauch der Tonpfeife hinterlässt
typische Spuren an den Zähnen, die als eine Form von habitueller
Abrasion klassifiziert werden können. Die Herausbildung dieser Pfeifenlöcher,
die weltweite Verbreitung dieses Phänomens und die häufigsten
Lokalisationen im Gebiss werden anhand von weltweiten Beispielen aus der
Literatur dargestellt. Die Verteilung dieser speziellen Abrasionsform
in Bezug auf Geschlecht und soziale Schichtenzugehörigkeit sowie
die Möglichkeit zur Nutzung dieses Merkmals als Datierungshilfe werden
erörtert. Dem Überblick über die osteologische Identifikation
von Pfeifenrauchern folgt ein kurzer Abriss über den Stand des biochemischen
Nachweises von Nicotin in (prä-)historischem Skelettmaterial, der
aus verschiedenen Gründen noch sehr umstritten ist.
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Abb. 2: Pfeifenloch zwischen dem seitlichen Schneidezahn
und Eckzahn (Oberkiefer) sowie dem Eckzahn und ersten Prämolaren
(Unterkiefer) bei einem männlichen Individuum, vermutlich einem Soldaten.
Ende 18. Jh.
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Simon Kramis Pfeifenusuren werden hier am Beispiel systematischer
Untersuchungen zweier frühneuzeitlicher Friedhöfe aus Basel-Stadt
(Schweiz) als anthropologische Quelle zur Rauchgeschichte vorgestellt.
Forschungsgeschichtlich handelt es sich um ein eher neues Thema der Medizingeschichte
und Neuzeitarchäologie. Neben der Möglichkeit einer Grobdatierung
der Gräber sind diese speziellen Abrasionsmuster am Gebiss sowohl
in medizinischer als auch sozialgeschichtlicher Hinsicht von Interesse
für die Archäologie. Dabei geht es sowohl um Untersuchungen
von Einzelfällen als auch um generelle Aussagen zum Rauchen in der
Gesamtbevölkerung. Eine Einführung entsprechender Standarduntersuchungen
an Gebissen durch die Anthropologie wäre wünschenswert. |
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Abb. 3: Pfeifenusur. Schematische Darstellung am Beispiel der Schneidezähne. |
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Abb. 2: Der mithilfe plastischer Gesichtsrekonstruktion vollkommen wiederhergestellte Schädel "Theos". |
Ralf-Kluttig-Altmann
Theo, der Pfeifenraucher Ausführlicher Hinweis auf eine Ausstellung des Naturhistorischen
Museums Basel, die ausschließlich einem vor etwa 200 Jahren verstorbenen
Mann gewidmet war, der auf dem Friedhof bei der Theodorskirche beerdigt
wurde. Durch Untersuchungen am Skelett, intensive Archivrecherche und
regen Austausch mit dem Basler Publikum konnte der Personenkreis, dem
Theo angehörte, von über 4300 auf 63 Individuen eingeschränkt
werden, wenn auch letztlich seine Identifizierung (noch) nicht gelang.
Zu den persönlichen Informationen, die anhand des Skeletts gewonnen
werden konnten, gehört aufgrund von Zahnusuren "Theos"
Identifikation als starker Raucher. Abb. 1: Zwei Zahnabrasionen auf der linken Seite von "Theos" Gebiss durch häufiges Tonpfeiferauchen. |
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Arne Åkerhagen Unter den 570 Gräbern des 2002-2003 ausgegrabenen Domfriedhofs von Linköping (Schweden) waren auch zwei Männergräber und ein Frauengrab mit insgesamt fünf Tonpfeifen als Beigabe. Die Pfeifen wurden im zwischen 1729 und 1766 in der Pfeifenfabrik von Jonas Ahlströmer in Alingsås hergestellt. |
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Die im Sommer des Jahres 1942 in einem Moor bei Borås
in Südschweden geborgene Leiche der "Dannike-Frau" gibt
auch heute noch viele Rätsel auf. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie
Anfang 20 und wurde in einem offenen hölzernen Sarg im Moor versenkt.
Unter einigen persönlichen Gegenständen, die man ihr mit ins
Grab gegeben hat, befand sich auch eine Tonpfeife, mit deren Hilfe das
Grab jetzt genauer in die Zeit nach 1690 datiert werden kann. Aufgrund
dieser neuen Datierung müssen auch die Lebens- und Todesumstände
der "Dannike-Frau" neu diskutiert werden.
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Abb. 4. Die Tonpfeife der "Dannike-Frau, L 15,5 cm. |
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Natascha Mehler/Ralf Kluttig-Altmann In einem zusammenfassenden Beitrag zum Schwerpunktthema
des vorliegenden Bandes fassen die Autoren die verschiedenen Aspekte der
Tonpfeife als Grabbeigabe zusammen. Die verschiedenen Anlässe dafür
lassen sich im Wesentlichen in die beiden Kategorien "persönliche
Gründe" (z. B. Ausdruck des Individualismus, Ausdruck einer
neuen Sitte, Sichtbarmachung eines Vergehens) und "Abergläubische
Gründe" (z. B. Schutz vor bösen Geistern) einteilen. Für
diese Überlegungen werden Beispiele aus überregionalem Kontext
herangezogen.
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Bernd Standke Im Jahr 1995 wurde bei Ausgrabungen in Altenburg Werkstattbruch
mit mehr als 10.000 Stielbruchstücken und über 400 Köpfen
von Tonpfeifen sowie Rohtonreste entdeckt. Ein häufig vorkommender
Fersenstempel führte die Spur auf die Familie Laspe, von der einige
Mitglieder im 18. und im frühen 19. Jahrhundert vor allem in Altenburg
und Altstadt-Waldenburg, später aber auch in Dresden als Pfeifenmacher
tätig waren. Anhand von ausführlichen Archivstudien wurde
ein Familienstammbaum erstellt und die Tätigkeit der Familie über
mehrere Generationen hinweg erforscht. Gleichzeitig wird beispielhaft
gezeigt, wie man Herstellung und Handel mit Tonpfeifen in den genannten
Orten organisierte. |
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Klaus Wirth/Friedrich Teutsch Nach dem Abriss eines Wohngebäudes konnten im Juni
2006 auf dem Grundstück H 3.15 in der historischen "Geigergasz"
in Mannheim nur noch ein kleiner Teil des archäologischen Befunds
dokumentiert werden. Dennoch gewann man auf der verbliebenen Restfläche
wichtige und neue Erkenntnisse zur Pfeifenherstellung in Mannheim. Ein
ehemaliger Raum wurde aufgrund des Fundes von 1953 Fragmenten ungerauchter
Tonpfeifen sowie eines Klumpens Ton als Werkstatt eines Pfeifenmachers
interpretiert. Vergrößerung
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Cordula Brand Von Oktober 2003 bis Juni 2004 fanden auf dem Münchner
St.-Jakobs-Platz nahe dem Stadtzentrum archäologische Ausgrabungen
statt. Einer der auffälligsten Baubefunde auf diesem Gelände
war das um 1670 errichtete Seidenhaus, das der vom bayerischen Kurfürsten
eingeführten Seidenherstellung dienen sollte, um 1710 aber bereits
wieder umgebaut und umgenutzt wurde. Aus dem Bereich dieses Seidenhauses,
dessen Umbauphasen gut datiert werden können, stammt eine Reihe
von Pfeifenfragmenten, in der Mehrzahl die bekannten holländischen
Pfeifentypen. Über eine große Münzserie lassen sich
die Funde gut datieren.
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Eva Roth Heege Aufgrund von Tonpfeifenfunden lässt sich das Rauchen
in Zug mit archäologischen Methoden vom mittleren 17. bis ins 20.
Jahrhundert nachweisen. Da in Zug bislang keine lokale Produktion bekannt
ist, muss man davon ausgehen, dass alle Tonpfeifen importiert wurden,
vermutlich über die großen Messen (z. B. Zurzach). Als Herstellungsgebiete
der zugerischen Tonpfeifenfunde lassen sich einerseits die Niederlande
und andererseits für das 18. Jahrhundert der Westerwald nachweisen.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts haben Tonpfeifen aus dem
kurpfälzischen oder dem süddeutsch-elsässischen Raum einen
deutlichen Marktanteil. Für das 19. Jahrhundert gibt es eine auffällige
Fundmenge der robusten, rot gebrannten Manschettpfeifen, die aus Österreich
importiert wurden. Sie sind eine Variante der auch in anderen Materialien
(Porzellan) im 19. Jahrhundert sehr beliebten Gesteckpfeifen.
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Der archäologische Nachweis des Rauchens durch Pfeifenfunde
im Kanton Zug wird ergänzt durch die ältesten archivalischen
Nachweise des Tabakkonsums in der Stadt und im Kanton Zug, dessen erste
Erwähnung bereits auf das Jahr 1618 zurückgeht. Zunächst
bezeugen die schriftlichen Quellen vor allem die häufigen Verbote
des "Tabaktrinkens", während gegen Ende des Jahrhunderts
der Aspekt der Besteuerung von Tabak an Bedeutung gewinnt. Ob ein 1766
erwähnter "Pfeiffenmacher" Tabakpfeifen oder Musikpfeifen
herstellt, lässt sich jedoch nicht mehr klären.
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Ruud Stam Bereits im 17. Jahrhundert wurden in holländischen
Produktionszentren Tonpfeifen für den Export hergestellt. Davon waren
Amsterdam und spätestens ab der Mitte des 17. Jahrhunderts Gouda
die wichtigsten. Allerdings gibt es nur wenige Daten, die den Umfang der
Handelsströme belegen können. Darüber hinaus sind die vorhandenen
Zahlen nicht immer zuverlässig. Der vorliegende Beitrag stellt die
Exportziffern, die in holländischen Archiven zu ermitteln waren,
in übersichtlichen Tabellen zusammen. Die Gründe für den
Rückgang der holländischen Importe in Deutschland ab der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts werden kurz erläutert und die wichtigsten
Fragen für eine Weiterbeschäftigung mit diesem Thema formuliert.
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Natascha Mehler In der deutschen Tonpfeifenforschung wird der Begriff
"Pfeifenbäcker" als allgemeine Bezeichnung für die
Hersteller von Tabakspfeifen aus Ton fast automatisch verwendet, ohne
die Herkunft dieser Bezeichnung zu hinterfragen. Diese Begriffsverwendung
geht vor allem auf die Forschungen M. Küglers zurück, in dessen
Hauptuntersuchungsgebiet Westerwald, dem sogenannten "Kannenbäckerland",
diese Berufsbezeichnung für zünftisch organisierte Handwerker,
die Tonpfeifen herstellten, ab 1720 in den Quellen belegt ist.
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Susie White Ein neues Internetportal (www.oldbaileyonline.org)
erschließt die Gerichtsakten des Zentralen Gerichtshofs in London,
Old Bailey genannt, zwischen 1674 und 1834. Im vorliegenden Beitrag sind
exemplarisch einige der vor diesem Gericht verhandelten Kriminalfälle
zusammengestellt, in die Pfeifenmacher verwickelt waren. Auf diese Weise
erfahren wir aus dieser wichtigen Quelle Einzelheiten zu den Verhältnissen
der Pfeifenmacher in England, besonders in London, aber auch zu Produktionsweisen,
Arbeitsabläufen oder Werkzeuggebrauch und -wert. |
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Andreas Büttner/Ralf Kluttig-Altmann Bei Ausgrabungen unmittelbar nördlich der Leipziger
Thomaskirche auf dem Areal des ehemaligen, 1539 säkularisierten Augustiner-Chorherrenstiftes
wurden auch Reste der bald nach der Aufgabe des Klosters errichteten Neubebaunung
erfasst. Hervorzuheben ist dabei das "Alte Amtshaus", in dessen
Kellerräumen zwischen übereinander liegenden Ziegelböden
in einer sandigen Trennschicht tausende Tonpfeifenfragmente geborgen werden
konnten.
Abb. 5: Leipzig. Tonpfeifenfunde von Thomaskirchhof.
Stielaufschriften deutscher Hersteller.
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Dieser Beitrag stellt Pfeifenfunde aus den jüngsten
Ausgrabungen in Forst/Lausitz und Drebkau in Brandenburg vor. Die Umgestaltung
der Parzelle Markt 19 in Forst machte 2006 eine archäologische Untersuchung
notwendig. Hier befand sich von 1662 bis zu ihrer endgültigen Zerstörung
im April 1945 die Adlerapotheke. Im Fundmaterial, das aus dem Fundamentbereich
geborgen wurde, befanden sich unter anderem 24 Pfeifenstielfragmente,
darunter ein verziertes und zwei mit aus Gouda bekannten Stieltexten (Datierung:
1. Drittel 18. Jahrhundert). |
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Jörg Ansorge Ein in Stralsund gefundenes Model zur Herstellung einer
Gesteckpfeife mit der Darstellung eines Gesichts ist ein erstes Indiz
auf eine Tonpfeifenherstellung in der Hansestadt im 18. Jahrhundert und
der erste Fund eines Gesteckpfeifenmodels in der Region.
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Abb.: Hansestadt Stralsund, Langenstraße 17.
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Andreas Heege |
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Mit den beiden Manschettpfeifenmodel aus dem Kanton Bern lässt sich eine in ihrem Umfang kaum abschätzbare lokale Tonpfeifenproduktion für das frühe 18. und die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts fassen. Beide Model wurden in "normalen" städtischen bzw. ländlichen Hafnereien im Zusammenhang mit Töpferöfen gefunden. Es ist daher davon auszugehen, dass es sich hier um Nischenprodukte gehandelt hat, die im Zweifelsfall sogar nur zur Selbstversorgung der Hafner hergestellt wurden. Zu keinem der Model sind vor Ort bzw. im übrigen Kantonsgebiet Ausformungen bekannt.
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Überhaupt sind Manschettpfeifen im Vergleich mit
importierten Tonpfeifen aus der Region Mannheim-Frankenthal, den Niederlanden
oder dem Westerwald ein ausgesprochen seltenes Fundgut im Kanton Bern.
Anderseits belegen beide Model hinreichend, dass selbst beim Fehlen archivalischer
Hinweise ab dem 18. Jahrhundert mit der Produktion von Tonpfeifen gerechnet
werden kann, und zwar nicht durch spezialisierte Tonpfeifenmacher, sondern
eigentlich durch jeden in seinem Handwerk erfahrenen Hafner.
Abb. 6: Steffisburg, Kanton Bern/CH. Keramisches Model für eine Manschettpfeife, 1. Hälfte 19. Jh. |
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Natascha Mehler/Helmut Szill Der hier vorgestellte Schandkragen diente der öffentlichen
Zurschaustellung von Deliquenten, die gegen Spiel- und Rauchverbote verstoßen
hatten. Der aus Holz gefertigte Schadkragen mit einem Innendurchmesser
von ca. 80 cm besteht aus Spielkarten, Würfeln und einer Jonaspfeife
und ist ein sehr selten erhaltenes Objekt gesellschaftlicher Sanktionen
gegen Raucher aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Seine ursprünglich
um 100 Jahre zu jung angesetzte Datierung konnte durch die Form der Pfeife
entscheidend korrigiert werden.
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Wojciech Siwiak In den Sammlungen des Leon-Wyczólkowski-Bezirkmuseums
in Bydgoszcz (Bromberg) befindet sich ein Tabaksteller der Bromberger
Böttchergesellen, der mit der hier seit dem 16. Jahrhundert existierenden
Böttcherinnung in Zusammenhang stehen soll. Der Teller besteht aus
Zinn und ist in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zu datieren;
eine ursprünglich in der Mitte angebrachte Figur ist verloren.
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Thomas Weitzel Dass Wilhelm Busch, dessen 175. Geburtstag im Jahr 2007 gefeiert wurde, ein starker Raucher war und sich mindestens zweimal in seinem Leben gefährliche Nikotinvergiftungen zuzog, ist vielleicht nicht allgemein bekannt, obwohl er einmal auf eine Frage nach seiner Vorliebe erklärte: "Zum Beispiel rauchen tut er gern." T. Weitzel erzählt in diesem reich bebilderten Beitrag in amüsanter Weise über den Tabakkonsum in Buschs Leben und in seinen Geschichten, besonders über das Rauchen der Pfeife und manch einer anderen Verwendung dieses Rauchgeräts. Am Schluss bleibt festzustellen, dass die Tabakpfeife Busch nahezu sein ganzes Leben hindurch begleitet hat.
Bild: Abb. 8: Wilhelm Busch in einer Zeichnung seines Studienkollegen Schulz-Briesen. |
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Wolfgang Cremer Der Tabak ist bekanntlich ein Nachtschattengewächs, aber woher kommt das Wort "Nachtschatten"? Wolfgang Cremer geht der Herkunft und der Bedeutung des Wortes "Nachtschatten" nach - mit durchaus überraschenden Erkenntnissen, u. a. zur Volksmedizin der frühen Neuzeit. Vergrößerung
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Ralf Kluttig-Altmann
In KnasterKOPF 18/2005 wurden drei sehr individuelle
Tonpfeifen vorgestellt - zwei schwarz gebrannte sog. Pestpfeifen aus dem
Tessin mit der Gravur "1723" und eine polychrom glasierte Pfeiife
mit metallenem Mundstück, die mit der Schlacht um Stalingrad 1942/1943
in Verbindung stehen sollte. Bald nach der Publikation wurden von mehreren
Pfeifenforschern Zweifel an der Echtheit dieser Sonderstücke angemeldet.
Der Beitrag geht diesen Zweifeln nach und beschäftigt sich mit dem
mutmaßlichen Hersteller der Pfeifen, dem italienischen Pfeifensammler
und -produzenten Alberto Paronelli (†2005).
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Susie White Dass Tonpfeifen nicht nur indirekt über den Tabakkonsum tödlich sein, sondern selbst auch als Mordwaffen eingesetzt werden können, illustrieren einige spektakuläre Fälle aus dem Online-Archiv der Old-Bailey-Gerichtsakten aus London, von denen hier drei vorgestellt werden. |
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Letzte Aktualisierung: 28.11.2013
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